Vorteile von Flechten und Moosen
Vorkommen selbst an Extremstandorten
Immergrün
Selten Beeinträchtigung durch Wildverbiss
Poikilohydrisch (Wasser wird über Oberfläche aufgenommen)
Kein Schutz durch eine Cuticula, direkt den Umwelteinflüssen ausgesetzt
Flechtensymbiose = labiles Gleichgewicht
Trotz ihrer kleinen Größe wichtiger Bestandteil des Ökosystems (Schutz des Baums, Lebensraum für Tiere)
Viele nitrophile Arten als Stickstoffzeiger verwendbar
–> Sehr gute Eignung von epiphytischen Moosen und Flechten zur Messung der Luftqualität
Algen – ein weiterer Faktor zur Luftqualitätsbestimmung
Algen = Eutrophierungszeiger
Überlastung der Rinde mit Phosphor und Stickstoffverbindungen (oft aus der Landwirtschaft) auch durch Algen nachweisbar
Algenüberwuchs hemmt Moos- und Flechtenwachstum
Methoden der Dauerbeobachtung
Bewertung nach Wuchsform und Fertilität der Flechten (nach Knabe und Stöcker 1981-1983)
Flechten werden nach Wuchsform und dem Vorhandensein von Fruchtkörpern unterschieden
Empfindlichkeit abnehmend:
Bart- und Strauchflechten >
Blattflechten >
fruchtende Krustenflechten >
sterile Krustenflechten
Nachteile:
Bart- und Strauchflechten fallen manchmal einfach vom Baum ab
Starke Widersprüchlichkeit der Ergebnisse, selbst in demselben Gebiet
Wuchsform hat keinen Einfluss auf ökologische Parameter (Schadstofftoleranz, Wachstumsgeschwindigkeit) !!!
–> Methode heutzutage veraltet !
Bewertung nach Toxitoleranzwerten (HTI-Methode) (Flechten: Wirth & Kirschbaum 1992, 1997; Moose: Frahm 1998)
Arten werden nach Toxitoleranz unterschieden, von Stufe 1 (sehr gering) bis 9 (sehr hoch)
Nachteile:
Kann nur angewendet werden, wenn man die Toxitoleranz der einzelnen Art kennt, erfordert viel Vorarbeit
–> Methode kann nur eingeschränkt verwendet werden, vor allem bei vielen Moosen ist die Toxitoleranz noch unbekannt.
Bewertung nach Vorkommen empfindlicher Arten (Flechten: Wirth & Oberhollenzer 1991; Moose: Sauer 1991)
Anzahl der Flechten wird gezählt und resistente sowie häufige Arten abgezogen –> Einstufung in Bonitätsklasse I (geringer Immisionseinfluss) bis IV (sehr starker Immisionseinfluss)
Anzahl der empfindlichen Moose wird aufgenommen –> Einstufung in Bonitätsklassen 1 bis 5
Nachteile:
Fehlen empfindlicher Arten weist keine aktuelle Immisionsbelastung nach. (Art kann noch nicht eingewandert sein)
Empfindliche Arten wachsen teilweise nur an bestimmten Standorten, Ausbreitungsfähigkeit spielt auch eine Rolle
Im Stammbereich von Bäumen wachsen nur wenige empfindliche Flechtenarten
Ausgebreitetes Vorkommen resistenter Arten unterdrückt empfindliche Arten
–> Methode nicht uneingeschränkt aussagekräftig
Beurteilung anhand mittlerer Moos- und Flechtenfrequenzwerte (VDI-3799/1 1995)
Auswahl von 6-10 Bäumen pro Station
Anbringung eines Edelstahlnagels in 1m Höhe
Anlegung eines 20×50 cm großen Gitters oberhalb des Nagels
Notierung der Artenzahl sowie deren Frequenz
Ermittlung der Flechtendiversität (FDW)
Nachteile:
Nur bei freistehenden Bäumen entstehen vergleichbare Ergebnisse, Waldkartierungen können nicht verglichen werden
Detailierte Beobachtungen der Entwicklung einzelner Flechten über einen Zeitraum unmöglich (keine Flächenerfassung)
–> Methode wurde im Jahre 2003 um VDI 3957 erweitert
Flächenbestimmung von epiphytischen Flechten zur immisionsökologischen Langzeitbeobachtung (VDI-3957/8)
Auswahl von den 4 bestbewachsenen, zusammenhängenden Gitterteilen (20×20 cm)
Straffe Aufhängung durchsichtiger Folie mit Reißzwecken, Abgrenzung des Gitters auf der Folie
Zeichnen der Kontur der Flechtenthalli verschiedener Arten mit verschiedenfarbigen Filzstiften
Einscannen auf PC, Ausbesserung der Konturen mit Bildbearbeitung
Digitale Berechnung der bedeckten Fläche durch spezielle Software, frei von VDI erhältlich
Einordnung der Flechtenarten in ihre Zeigerwerte für die Kategorien Empfindlichkeit, Reaktionszahl und Stickstoffzahl
Berechnung „mittlerer Zeigerwerte“: Fläche x Zeigerwert jeder Art / Artenzahl
Nachteile:
Krustenflechten aufgrund undeutlichen Thallusumrisses nur von Experten kartierbar.
Aufnahme nur bei trockenem Wetter möglich, da Folie ansonsten beschlägt
–> Methode die bisher aktuellste, sehr gut für wiederholte Beobachtungen im Mehrjahresrhytmus geeignet.
Vergleichbarkeit von den Methoden
Jedes Verfahren ergibt, entgegen der Erwartung, unterschiedliche Ergebnisse
Ergebnisse sehr abhängig von den vorliegenden Bedingungen
Beeinflussende Faktoren: Lichtmenge, Wald oder freistehende Bäume, Borkenbeschaffenheit, Baumart, Baumartenreichtum
Vergleichbarkeit von mehreren verschiedenen Flächen durch viele Faktoren erschwert
–> Methodik ist anhand der vorherrschenden Bedingungen zu wählen oder aufgrund Alter auszuschließen
Methodik hat sich stark geändert, standardisierte Verfahren selten
Anwendung alter Daten auf VDI-Richtlinien durch mangelnde Daten oft unmöglich
Vergleich von überregionalen Waldflächen unmöglich durch nicht einheitliche Methoden
–> Deutsches Expertenteam ist dabei, eine überregionale Richtlinie zur Bestimmung der Parameter zu entwickeln