Die Grabwespen (Sphecidae) betreiben Brutfürsorge, indem sie Erdhöhlen anlegen und diese mit einem durch ihren Stich gelähmten Insekt mit Nahrung für die sich entwickelnde Larve bestücken. Anschließend verschließen sie normalerweise das Nest und kümmern sich nicht weiter drüber. Dieser standardisierte Vorgang wird Massen-Verproviantierung genannt, da die Wespe so praktisch unendlich viele Nester zur Reproduktion anlegen kann, falls sie genug Eier produziert und Beute findet.
Allerdings hat die Art Ammophila pubens die Fürsorge verstärkt, sie versorgt die Larven nämlich während ihrer Wachstumsphase bis zum Puppenstadium kontunierlich mit Nahrung. Diesen Vorgang nennt man auch progressive Verproviantierung. Die Wespe kann so 10-15 Nester auf einmal versorgen, dabei fliegt sie jedes Nest in bestimmter Reihenfolge an und erkundet sich nach dem Entwicklungszustand der Larven. Kleine Larven benötigen 1-3 Raupen, große 4-7 Raupen und verpuppungsfähige gar keine. Die Wespe erfasst die nötige Nahrungsmenge bei diesem Erkundungsflug und trägt dann über den Tagesverlauf an jedes Nest die richtige Anzahl von Raupen ein. Die einmalige Lernsequenz am Morgen legt also das Verhaltensmuster der Wespe über den ganzen Tag starr fest.
Das wurde durch Experimente bewiesen, bei denen nach dem Erkundkungsflug die Raupen ausgewechselt oder entfernt wurden. Es wurde trotzdem immer die Futtermenge eingetragen, die sich am Morgen als korrekt ergeben hatte.
Ökologisch ist dieses Verhalten sinnvoll, da die Raupen ihre Nester normalerweise nicht verlassen. Mehrere Lernphasen wären nämlich mit zusätzlichen Zeitkosten verbunden und würden normalerweise keinen Effekt bringen.