Männchen konkurrieren um Weibchen. Es kann bei vielen Tieren zu Mehrfachverpaarungen kommen, in denen die Weibchen von mehr als einem Männchen befruchtet werden. Jedes Männchen ist evolutiv gesehen dazu bestrebt, dass seine Spermien sich gegenüber den anderen durchsetzen und die Eizellen des Weibchens befruchten. Aus diesem Grund spielen die anatomischen Anpassungen des Ejakulats und der Spermien eine wichtige Rolle.
Der wichtigste Punkt ist die Hodengröße, die die Spermienmenge direkt beeinflusst. Je mehr Spermien in den Genitaltrakt des Weibchens eindringen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Spermium aus dieser Menge das Ei befruchtet. Männchen mit geringer Ejakulatgröße haben daher einen evolutiven Nachteil.
Aus diesem Grund haben vor allem Tiere mit keinen eindeutigen Paarungsverhältnissen relativ zum Körper große Hoden. Bei Schimpansen und Bonobos verpaaren sich Weibchen hunderte von Malen mit Männchen aus ihrer Gruppe und haben relativ große Hoden. Gorillas oder Orang-Utans, die weitgehend nur mit einem Geschlechtspartner Sex haben, haben relativ kleine Hoden.
In der Spermienkonkurrenz spielt aber auch der Aufbau der Spermien eine wichtige Rolle. Längere Flagellen bedeuten für das Spermium eine höhere Geschwindigkeit und sind auch bei Tierarten anzutreffen, in denen sich die Weibchen mit vielen Männchen verpaaren. Eine andere Richtung ist die Evolution bei der Entwicklung des Schaftes gegangen – es gibt Tierarten, deren Spermien im Schaft mehr Mitochondrien haben und die Spermien daher länger Energie zur Bewegung erhalten. Deren Ausdauer ist größer, sie können länger schwimmen.
Bei manchen Würmern, Insekten, Spinnen, Schlangen und Säugetieren wird aus den Spermien ein Pfropfen produziert, mit dem der Eingang zum Geschlechtstrakt nach der Kopulation verschlossen wird. Im Gegenzug zu dieser Entwicklung haben manche Männchen einen Penis ausgebildet, mit dem sie diesen Pfropfen wieder herauslösen können.
Die Wege der Spermienkonkurrenz sind sehr vielfältig und selbst der kleinste Unterschied kann einen evolutiven Vorteil bedeutet. Es werden aus diesem Grund ständig Strategien und Gegenstrategien entwickelt.