Männliche und weibliche Smaragdprachtbuntbarsche haben bei der Partnerwahl unterschiedliche Ideale. Geschwister sind für Weibchen besonders attraktiv, während Männchen mehr Wert auf große und fruchtbare Partner legen.
Eine kürzlich bei „Proceedings of the Royal Society B“ veröffentlichte Studie, deren Mitautor ich bin, hat die Partnerwahlpräferenzen bei dem Smaragdprachtbuntbarsch Pelvicachromis taeniatus untersucht.
Schon seit Längerem ist bekannt, dass dieser Fisch bei der Partnerwahl eine Sonderstellung einnimmt – er bevorzugt Verwandte und betreibt so aktiv Inzucht. Auch die natürliche Population des Buntbarsches ist aus diesem Grund stark ingezüchtet. Inzucht hat bei diesem Fisch jedoch keine Nachteile. Im Gegenteil – sie fördert das Zusammenspiel zwischen zwei Partnern. Es entstehen deutlich weniger Aggressionen und die gemeinsame Brutpflege erfolgt konfliktlos. So wird die Bevorzugung von verwandten Partnern logisch.
Im Gegensatz dazu ist Körpergröße ein sehr weit verbreitetes Attraktivitätsmerkmal während der Partnerwahl. Von großen Säugetieren bis zu kleinen Insekten werden größere Partner bevorzugt. Die Körpergröße vermittelt auf den ersten Blick die gesamte Vitalität eines Tieres, sie zeigt dessen Kampf- und Durchsetzungsfähigkeit sowie Fruchtbarkeit. So ist es auch bei den untersuchten Smaragdprachtbuntbarschen; beide Geschlechter bevorzugen aus diesen Gründen möglichst große Artgenossen als Partner.
Nun stellte sich jedoch die Frage, welches Merkmal bei der Partnerwahl dieser Fische eine wichtigere Rolle einnimmt. Werden kleine und verwandte oder eher große Nichtverwandte als Partner bevorzugt? Diese Fragestellung wurde mittels 35 Wahlexperimenten untersucht. In diesen mussten sich einzelne Fische zwischen einer dieser Varianten durch ihre entscheiden. Die zur Wahl stehenden Fische wiesen sowohl bei Männchen als auch bei Weibchen einen festgelegten Größenunterschied auf.
Es stellte sich heraus, dass die Präferenz bei Männchen und Weibchen unterschiedlich ausfällt. Männchen halten sich lieber mit großen und damit fruchtbaren Weibchen auf. Die Weibchen hingegen bevorzugen einen kleinen und verwandten Partner, weil so Aggressionen vermieden werden und eine bessere Zusammenarbeit bei der gemeinsamen Aufzucht des Nachwuchses geboten wird.
Zusätzlich trat noch ein zweiter interessanter Aspekt auf: Die Weibchen bevorzugten nicht immer die schmächtigen Verwandten. Bei der Wahl zwischen relativ großen Fischen wanderte trotz einem gleichbleibenden Größenabstand von zwei Zentimetern die Bevorzugung der Weibchen immer mehr zum größeren Individuum; die Verwandtschaft wurde zunehmend unwichtiger. Bei den Männchen hingegen gab es keinen solchen Zusammenhang – sie bevorzugten stets die großen Weibchen.
Diese Studie zeigt, dass Tiere aktiv zwischen verschiedenen Merkmalen ihrer potenziellen Partner abwägen, bevor sie sich für einen entscheiden. Genauso gehen wir Menschen vor – wir wägen vor dem Kennenlernen eines potenziellen Partners die auf den ersten Blick wahrnehmbaren Vor- und Nachteile ab. So kommen die am attraktivsten aussehenden Menschen zu den meisten Gesprächspartnern und Beziehungen.
Sowohl die englische Originalpublikation als auch eine deutschsprachige Pressemitteilung sind online verfügbar.