Wir fahren bei der Gewinnung unserer Nahrung schwere Geschütze auf, um sie möglichst lange genießbar zu machen. Wir kochen unser Essen ab, salzen und räuchern es, geben antimikrobielle Substanzen hinzu und bewahren es im Kühlschrank auf. So wird das Bakterienwachstum minimiert und die Mahlzeiten bleiben lange für uns genießbar. Diese ganze Technik und Chemie benötigen Totengräberkäfer (Nicrophorus vespilloides) nicht. Stattdessen produzieren diese Tiere – laut einem aktuellen Bereicht in der Fachzeitschrift „Science“ – ein Sekret, welches Bakterien effektiv abtötet. Das ist für diese Aasfresser überlebensnotwendig, da auch bei ihnen die Nahrung lange vor dem Verzehr gestorben ist. Vor allem, wenn Nachwuchs produziert wird, ist dieser Prozess wichtig. Denn die Larven müssen erst aus den auf dem Kadaver abgelegten Eiern schlüpfen bevor sie sich an ihrem Futter gütlich tun können. So lange muss die Nahrung halten. Tut sie das nicht, leiden die Käferlarven stark unter der stark erhöhten Bakterienzahl. Sie wachsen langsamer, entwickeln sich später zum ausgewachsenen Käfer und sind auch dann kleiner als normale Artgenossen. Um das zu verhindern, bereiten Käfermütter das Futter vor. Dazu produzieren sie ein Sekret, welches ein Bakterien zerstörendes Enzym enthält und bringen dieses auf der Nahrung an. Laborexperimente haben ergeben, dass bei selbst bei einer sehr stark verdünnten Version dieses Sekretes die Bakteriendichte um das Hundertfache sinkt. Was wir also mit Technik und Wissen kompensieren müssen, schaffen die cleveren Käfer von Natur aus.
Foto: © Calle Eklund