Eine kürzlich durchgeführte Studie zeigte, dass Hunde neue Gerüche zuerst mit dem rechten Nasenloch erfassen und das linke Nasenloch erst bei wiederholtem Schnüffeln benutzen. Das liegt daran, dass die Gehirne von Wirbeltieren sowie auch bei Menschen aus zwei Teilen bestehen; jede Hälfte übernimmt andere Funktionen. Das führt bei uns zu der altbekannten Neigung zur Rechtshändigkeit. Bei Elefanten spiegelt sich der gleiche Umstand darin wider, dass sie ihren rechten Stosszahn bevorzugt verwenden. Doch bei Gerüchen konnte eine solche Seitenpräferenz erst vor kurzem von dem italienischen Biologen Marcello Siniscalci und seinen Kollegen entdeckt werden. Laut ihrem Bericht in „Animal Behaviour“ untersuchten sie, wie Hunde ihre Nase einsetzen. Dazu stellten sie eine Vielzahl von Gerüchen her. Darunter fanden sich für den Hund neue Substanzen wie der Geruch von Futter oder das Vaginalsekret eines sexuell aktiven Hundeweibchens. Allerdings waren auch negative Stimuli wie der Schweiß des für den Hund zuständigen Tierarztes Teil des Versuchs. Die Gerüche wurden auf einem Wattebausch platziert und unmittelbar vor einer Videokamera installiert, die die Benutzung der Nase genau protokollierte. Es stellte sich heraus, dass die Hunde die neuen Gerüche stets zuerst mit dem rechten Nasenloch erschnüffelten und erst anschließend – bei wiederholter Erschnüffelung desselben Geruchs – das linke einsetzten. Fand der Hund allerdings den Schweiß des Tierarztes vor, wurde ausschließlich das rechte Nasenloch – auch bei wiederholter Präsentation – eingesetzt. Diese Ergebnisse stimmen mit dem normalen Muster der Verarbeitung von Informationen im Gehirn überein. Neue Informationen werden von der rechten Hälfte des Gehirns bearbeitet, die linke Hirnhälfte schaltet sich ein, sobald es sich um eine Routineinformation handelt. Weiterhin ist die rechte Hirnhälfte fast ausschließlich für die Bearbeitung von starken Emotionen – wie Angst oder Aggression – zuständig. Hundehalter könnten also in Zukunft durch das Betrachten der Nase ihrer Schützlinge versuchen, ihre Gefühlswelt zu verstehen.
Foto: © Piotr Grzywocz