Erbschleicher im Wespenreich

Bei dem Errichten eines Wespennestes erhält die Erbauerin oft Hilfe von fremden Wespen – damit diese nach dem Tod der Besitzerin dieses erben können. Lange wurde gerätselt, warum fremde Tiere so bereitwillig ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellen – bis die Britin Ellouise Leadbeater und ihre Kollegen laut einer aktuellen Ausgabe von „Science“ dahinter kamen. Sie beobachteten den Nestbau bei der primitiven Wespe Polistes dominulus in über 200 Nestern und überprüften mit Hilfe von genetischen Verwandtschaftsanalysen, von welcher Wespe der Nachwuchs im Nest stammte. Es stellte sich heraus, dass zu Lebzeiten der Nestbesitzerin nur ein Drittel der Nachkommen von der helfenden Wespe stammt – eine Menge, bei der es sich nicht auszahlen würde, als Diener zu agieren. Stirbt die Nesteigentümerin jedoch, erbt die Helferin das Nest und kann sich zahlreich fortpflanzen – fast drei Viertel der Nachkommen stammen nun von der ehemaligen Arbeitskraft. Da ein älteres, von mehreren Wespen erbautes Nest deutlich mehr Raum für die Brut bietet und besser vor Räubern schützt als eine selbst erbaute kleine Bleibe, ist dieser Besitzwechsel sehr attraktiv. Doch allzu oft tritt dieser Fall leider nicht ein, die Nestbesitzerinnen haben einen starken Überlebenswillen – lediglich zehn Prozent sterben innerhalb eines Jahres. Trotzdem ist diese geringe Chance auf das sehr reiche Erbe aussichtsreich genug, dass sich andere Wespen stets bereitwillig als Diener zur Verfügung stellen. Auch einige Menschen handhaben es ähnlich und stellen sich in den Dienst älterer Personen, um ihr Vertrauen zu gewinnen und am Ende ihr Eigentum zu erben. Doch auch hier trotzt der Senior gerne Jahr für Jahr dem Tod, so dass das Dienerdasein kein Ende nimmt – jedoch aufgrund der Chance auf einen reichen Lohn stets fortgeführt wird.


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Prädatorinduzierte phänotypische Plastizität – ein DFG-gefördertes Projekt

Nach einem erfolgreichen Antrag bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) freue ich mich, euch mitteilen zu können, dass ich mich u.a. im Rahmen meiner Doktorarbeit die nächsten vier Jahre (bis 2017) mit dem Projekt „Ursachen und Konsequenzen von prädatorinduzierter phänotypischer Plastizität„ auseinandersetzen kann.

Unter phänotypischer Plastizität versteht man die Anpassung des Aussehens (dem Phänotyp) an die Umwelt innerhalb einer Generation – das bedeutet, Gene sind in der Lage, verschiedene Phänotypen auszuprägen. Fast alle Organismen sind zu phänotypischer Plastizität befähigt. Beispielsweise produzieren Menschen als Antwort auf Sonneneinstrahlung (UV-Strahlung) Melanin und werden dadurch braun; durch die Gene ist lediglich die mögliche Spannweite der möglichen Melaninproduktion definiert, welches die unterschiedlichen Hautfarben auf verschiedenen Kontinenten erklärt. Auch die Muskelbildung durch Sport ist eine Anpassung an die körperliche Belastung, welche von den Genen als notwendig erachtet wird, um sich optimal an die momentane Umwelt anzupassen – doch auch hier definieren Gene die mögliche Spannweite. Nicht jeder kann daher ein Arnold Schwarzenegger werden, egal wie viel Bodybuilding er betreibt.

Eines der bekanntesten Beispiele phänotypischer Plastizität ist die Anpassung von Fischen an das Vorhandensein von Raubfischen. Initial wurden von Forschern Karauschen (Carassius carassius) entdeckt, die komplett unterschiedlich ausgesehen haben und darum als zwei verschiedene Arten klassifiziert wurden (siehe Abbildung 1 in einer Publikation bei Proceedings B). Doch erst im Jahre 1992 kam man laut einer Publikation in Science darauf, dass die verschiedenen Körperformen das Ergebnis davon waren, wenn man die gleiche Fischart in unterschiedlichen Seen – mit oder ohne Raubfische – überführt.

Als Antwort auf Raubfische wird bei Fischen nicht nur die Körperform beeinflusst, sondern auch ihr Verhalten, ihre Färbung und ihre Fortpflanzung. Auch Hinweise darauf, dass die Erfahrung von Raubfischen auf die nächste Generation übertragen werden kann, gibt es. Solche Anpassungen können durch den Geruch von Raubfischen (welche Artgenossen fressen), aber auch nur durch von verletzten Artgenossen passiv ausgesandte Alarmstoffe ausgelöst werden.

Jedoch ist nur wenig bekannt über die genauen Ursachen und die Konsequenzen von prädatorinduzierter Plastizität; deshalb werde ich mich mit diesem Thema mit Hilfe von zahlreichen Langzeitversuchen intensiv auseinandersetzen. Hierzu werde ich den Modellorganismus Pelvicachromis taeniatus einsetzen, mit welchem ich bereits während meiner Diplomarbeit gearbeitet habe. Mehr Informationen findet ihr bei der Projektbeschreibung auf GEPRIS (dem „ Geförderte Projekte Informationssystem“ der DFG) und die aus diesem Projekt entstehenden Publikationen könnt ihr bei meinem Profil auf ResearchGate oder auf meiner Institutswebseite finden.


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Buntbarsche sehen Infrarot

Lange Zeit gingen Wissenschaftler davon aus, dass Infrarot von Tieren nicht visuell wahrgenommen werden kann. Infrarot ist ein unmittelbar auf die sichtbaren Farben folgender Wellenlängenbereich und erstreckt sich von 750 nm bis zu 1.000.000 nm (die von uns sichtbaren Farben bewegen sich im relativ kleinen Bereich von 390 bis 750 nm!). Obwohl dieser Bereich gemeinhin als „Wärmestrahlung“ bezeichnet wird, produzieren gerade die kürzeren Wellenlängen innerhalb dieses Bereiches keine nennenswerte Wärme – so wie auch rote Farbe (700-750 nm) keine Wärme produziert. Im Bereich ab 2000 nm wird die Infrarotstrahlung als Wärme von temperaturempfindlichen Organen verschiedener Tiere wahrgenommen. Dazu zählen Schlangen, Käfer und Fledermäuse. Jedoch wurde bisher davon ausgegangen, dass visuelle Wahrnehmung von Infrarot nicht möglich ist. Als Grund wurde angeführt, dass die sehr energiehaltige Strahlung im Auge Rauschen verursacht und so kein Bild mehr darstellen kann.

In einem kürzlich publizierten Experiment habe ich, Denis Meuthen, mit meinen Kollegen feststellen können, dass der Smaragdprachtbarsch Pelvicachromis taeniatus in der Lage ist, nahe Infrarotstrahlung visuell wahrzunehmen und zur Beutejagd einzusetzen. Das Experiment wurde in einem dunklen Raum durchgeführt; zur Beleuchtung wurden ausschließlich Infrarot abstrahlende Lampen (780-920 nm) benutzt. Als Beutetier wurde der Bachflohkrebs Gammarus pulex, der Infrarotstrahlung in diesem Bereich reflektiert, eingesetzt. Die Buntbarsche bekamen zwei Behälter mit lebender Beute neben ihr Aquarium gestellt. Um sicher zu gehen, dass ausschließlich Infrarotstrahlung zur visuellen Wahrnehmung angewandt werden kann, wurden Infrarot-durchlässige bzw. Infrarot-undurchlässige Filter eingesetzt.

Es stellte sich heraus, dass die Buntbarsche den Aufenthalt in der Nähe der mit einem Infrarot-durchlässigen Filter bedeckten Beute bevorzugten. Dies taten sie allerdings nur, solange die Beute vorhanden war. Ein leeres, mit Infrarot beleuchtetes Becken interessierte die Fische nicht. Daraus lässt sich ableiten, dass die Barsche das Infrarot zur Beuteidentifikation angewendet haben und das wahrscheinlich auch in der Natur machen. Das natürliche Habitat dieser Fische in Westafrika besteht nämlich aus flachen Flüssen, die viel Infrarotstrahlung aufweisen (normalerweise blockiert Wasser einen Großteil der Infrarotstrahlung).

Als weitere Entdeckung wurde festgestellt, dass diese Buntbarsche selbst infrarot-reflektierende Stellen am Körper besitzen und sie womöglich zur Kommunikation einsetzen können. Dieser Sachverhalt wird erst demnächst erforscht werden.

Letztendlich lässt sich sagen, dass diese Entdeckung die erste ihrer Art ist und als solche bei Wissenschaftlern rund um den Globus eine differenziertere Sichtweise auf Infrarotwahrnehmung bei Tieren hervorrufen kann.

Sowohl die englische Originalpublikation als auch eine deutschsprachige Pressemitteilung zu dem Thema sind online verfügbar.

Die Suche nach dem idealen Partner: Groß oder lieber verwandt?

Männliche und weibliche Smaragdprachtbuntbarsche haben bei der Partnerwahl unterschiedliche Ideale. Geschwister sind für Weibchen besonders attraktiv, während Männchen mehr Wert auf große und fruchtbare Partner legen.

Eine kürzlich bei „Proceedings of the Royal Society B“ veröffentlichte Studie, deren Mitautor ich bin, hat die Partnerwahlpräferenzen bei dem Smaragdprachtbuntbarsch Pelvicachromis taeniatus untersucht.
Schon seit Längerem ist bekannt, dass dieser Fisch bei der Partnerwahl eine Sonderstellung einnimmt – er bevorzugt Verwandte und betreibt so aktiv Inzucht. Auch die natürliche Population des Buntbarsches ist aus diesem Grund stark ingezüchtet. Inzucht hat bei diesem Fisch jedoch keine Nachteile. Im Gegenteil – sie fördert das Zusammenspiel zwischen zwei Partnern. Es entstehen deutlich weniger Aggressionen und die gemeinsame Brutpflege erfolgt konfliktlos. So wird die Bevorzugung von verwandten Partnern logisch.
Im Gegensatz dazu ist Körpergröße ein sehr weit verbreitetes Attraktivitätsmerkmal während der Partnerwahl. Von großen Säugetieren bis zu kleinen Insekten werden größere Partner bevorzugt. Die Körpergröße vermittelt auf den ersten Blick die gesamte Vitalität eines Tieres, sie zeigt dessen Kampf- und Durchsetzungsfähigkeit sowie Fruchtbarkeit. So ist es auch bei den untersuchten Smaragdprachtbuntbarschen; beide Geschlechter bevorzugen aus diesen Gründen möglichst große Artgenossen als Partner.
Nun stellte sich jedoch die Frage, welches Merkmal bei der Partnerwahl dieser Fische eine wichtigere Rolle einnimmt. Werden kleine und verwandte oder eher große Nichtverwandte als Partner bevorzugt? Diese Fragestellung wurde mittels 35 Wahlexperimenten untersucht. In diesen mussten sich einzelne Fische zwischen einer dieser Varianten durch ihre entscheiden. Die zur Wahl stehenden Fische wiesen sowohl bei Männchen als auch bei Weibchen einen festgelegten Größenunterschied auf.
Es stellte sich heraus, dass die Präferenz bei Männchen und Weibchen unterschiedlich ausfällt. Männchen halten sich lieber mit großen und damit fruchtbaren Weibchen auf. Die Weibchen hingegen bevorzugen einen kleinen und verwandten Partner, weil so Aggressionen vermieden werden und eine bessere Zusammenarbeit bei der gemeinsamen Aufzucht des Nachwuchses geboten wird.
Zusätzlich trat noch ein zweiter interessanter Aspekt auf: Die Weibchen bevorzugten nicht immer die schmächtigen Verwandten. Bei der Wahl zwischen relativ großen Fischen wanderte trotz einem gleichbleibenden Größenabstand von zwei Zentimetern die Bevorzugung der Weibchen immer mehr zum größeren Individuum; die Verwandtschaft wurde zunehmend unwichtiger. Bei den Männchen hingegen gab es keinen solchen Zusammenhang – sie bevorzugten stets die großen Weibchen.

Diese Studie zeigt, dass Tiere aktiv zwischen verschiedenen Merkmalen ihrer potenziellen Partner abwägen, bevor sie sich für einen entscheiden. Genauso gehen wir Menschen vor – wir wägen vor dem Kennenlernen eines potenziellen Partners die auf den ersten Blick wahrnehmbaren Vor- und Nachteile ab. So kommen die am attraktivsten aussehenden Menschen zu den meisten Gesprächspartnern und Beziehungen.

Sowohl die englische Originalpublikation als auch eine deutschsprachige Pressemitteilung sind online verfügbar.

Die Eientwicklung des Prachtgrundkärpflings Nothobranchius rachovii

Der bis zu fünf Zentimeter groß werdende Rachow’s Prachtgrundkärpfling Nothobranchius rachovii ist ein beliebter Aquarienfisch. Männchen und Weibchen sind stark verschieden gefärbt. Das Männchen prägt einen purpurroten Körper mit blauem Muster auf. Vor allem auf den Flossen ist die blaue Fläche sehr stark vertreten. Die Weibchen sind im Vergleich dazu mit einer hellen, braugrauen Färbung sehr unscheinbar. Dieser Kärpfling bewohnt saisonale stehende Gewässer in Ostafrika. Darunter finden sich von kleinen schlammigen Tümpeln bis zu größeren Seen viele verschiedene Gebiete. Weil diese Gewässer in den jährlichen Dürrezeiten austrocknen, hat sich dieser Fisch gut daran angepasst. Während die Eltern sterben, sind die Eier auf dem Trockenen gut aufgehoben. Während des Aufenthaltes im trockenen Schlamm entwickeln sich die Eier. Nach einigen Wochen befinden sich in den Eiern schlupffähige Jungfische. Diese verharren allerdings noch in den Eiern, bis es wieder zu einem Regenfall kommt. In dem dann wieder entstehenden Tümpel schlüpfen die Jungen. Wie Mähdrescher fressen sie sich anschließend durch die wiedererwachende Mikrofauna, so dass sie extrem schnell wachsen. Nach wenigen Monaten können sie bereits selbst Eier produzieren. Das ist überlebensnotwendig, denn in der Natur überlebt ein solcher Fisch aufgrund der Trockensaison selten länger als ein halbes Jahr.

Im Aquarium bietet man diesen Fischen zur Eiablage Becher mit Substrat an. Hierbei gibt es bei Sand über Torf bis zu Humus viele Möglichkeiten, die jeweils Vor- und Nachteile bieten. Ein Pärchen produziert im Monat bis zu fünfzig Eier, die anschließend aus dem Aquarium genommen werden müssen. Ohne Trockenheit entwickeln sich die Eier nämlich nicht! Deshalb werden sie in Plastiktüten oder Petrischalen mit leichter Restfeuchte aufbewahrt. Dahin verbleiben sie einige Wochen bis Monate, bis schließlich die Jungen so weit entwickelt sind, dass sie schlupffähig sind. Anschließend werden sie in ein Aufzuchtbecken überführt, in dem sie die Eier verlassen können. Eine gute Fütterung mit Artemia-Nauplien oder Mikrowürmern vorausgesetzt, sind sie bereits nach vier bis sechs Wochen groß genug, um ganze Mückenlarven verspeisen können.

In den folgenden Bildern und Videos werden die verschiedenen Entwicklungsstadien der Eier chronologisch aufgeführt.

Tag 0:

Tag 30-45:

Tag 60:

Tag 75:


Titelfoto: © Andreas Wretström/wikipedia.com

Ein Plädoyer für den Schlaf

Wann haben sie das letzte Mal gut geschlafen?

In unserer leistungsorientierten Gesellschaft wird dem Schlaf immer weniger Bedeutung geschenkt – viele Menschen versuchen, mit einem Minimum an Schlaf auszukommen. Andererseits verankern viele Traditionen den Schlaf in ihrer Kultur, wie die Spanier die Siesta. Selbst wenn wir ein Viertel unseres Lebens verschlafen, ist diese Zeitperiode für unseren Körper wichtig. Schlaf hält uns fit – nicht nur unser Herz-Kreislaufsystem, sondern auch unser Gehirn.

Schon der bekannte römische Redner Marcus Fabius Quintillianus berichtete von den positiven Auswirkungen des Schlafs auf das Gedächtnis. Er schrieb in seinem Werk „Institutio Oratoria“: „Es ist ein interessanter, jedoch nicht offensichtlicher Fakt, dass das Intervall einer Nacht die Merkfähigkeit fördert. Die Zeit, welche normalerweise ein Grund der Vergesslichkeit ist, dient in Wirklichkeit dazu, das Gedächtnis zu verbessern.“ In den letzten 20 Jahren befassten sich Wissenschaftler wieder vermehrt mit dem Phänomen des Schlafes. Laut dem amerikanischen Psychologen und Neurobiologen Matthew P. Walker konnten sie dabei einige wertvolle neue Erkenntnisse gewinnen. Seine Rezension in den „Annals of the New York Academy of Sciences“ stellt dar, dass sich Schlaf positiv auf das Erinnerungsvermögen, auf das Abstraktionsvermögen und auf die Kreativität auswirkt.

Die nächtliche Ruheperiode wird benötigt, um Erinnerungen über lange Zeiträume hinweg zu bewahren. Dr. Walker zeigte in Experimenten, dass eine fehlende Schlafperiode das Erinnerungsvermögen um fast die Hälfte reduziert. Vor allem positive Gedanken werden durch Schlaf gefestigt. Hingegen erinnerten sich Personen, die nicht schliefen, hauptsächlich an negative Erlebnisse. Daher wird angenommen, dass Schlafmangel eine mögliche Ursache für Depressionen sein kann.

Weiterhin wurde in den letzten Jahren unter der Leitung von dem amerikanischen Neurologen Jeffrey M. Ellenbogen entdeckt, dass Informationen durch Schlaf auch vor neuen, irreführenden Sachverhalten geschützt werden. Laut seiner Niederschrift in der Zeitschrift „Current Biology“ gab er Testpersonen vor, Zusammenhänge zwischen zwei Wörtern zu lernen. Die folgende Nacht ließ er sie entweder schlafen oder hinderte sie daran. Am nächsten Tag zeigte er diesen Personen andere Wortzusammenhänge, die sich stark von denen, die sie am Anfang lernten, unterschieden. Die Menschen aus der Gruppe, welche die Nacht schlafend verbrachten, erinnerten sich anschließend allerdings deutlich besser an die ursprünglichen Zusammenhänge.

Nicht nur das Merken erlernter Zusammenhänge, sondern auch die Fähigkeit, diese in neuen Informationen wieder zu finden – auch als Abstraktionsvermögen bezeichnet – wird durch Schlaf gefördert. Dies fand die Kinderpsychologin Rebecca L. Gomez heraus. Sie beschrieb in einem Artikel von „Psychological Science“, dass die Abstraktionsleistungen von Kleinkindern durch Nickerchen stark gefördert werden. Die Kinder fanden nach einer kurzen Schlafperiode deutlich besser bekannte Muster in neuen Phrasen wieder.

Kreativität – die Fähigkeit, bekannte Informationen auf neue Art und Weise zusammenzustellen – wird ebenfalls durch Schlaf gefördert. In Träumen kamen auch berühmte Wissenschaftler zu wichtigen Erkenntnissen. Der Chemiker August Kekulé erträumte vor knapp 150 Jahren die chemische Struktur von Benzol. Auch sein Kollege Dmitry Mendeleyev erstellte einige Jahre später das Periodensystem der Elemente nach einem inspirativen Schlaf. Vor einigen Jahren schrieb der Deutsche Ulrich Wagner zusammen mit seinen Kollegen in „Nature“ über den Effekt von Schlaf auf die Kreativität. Personen wurden Rechenaufgaben gestellt, die einen Trick beinhalteten, diese schneller zu lösen. Einen Tag später fanden diejenigen, die schlafen durften, diesen Trick eher als die Schlaflosen.

Um unsere Leistungsfähigkeit auf einem hohen Level zu halten, empfiehlt es sich also, ausreichend zu schlafen. Der amerikanische Psychiater Daniel F. Kripke und seine Kollegen studierten die optimale Schlafdauer auch in Hinblick auf die Lebenserwartung. Laut ihrer Veröffentlichung in der Zeitschrift „Archives of General Psychiatry“ empfehlen sich sieben Stunden Schlaf am Tag. Zuwenig, aber auch zuviel Schlaf kann die Lebenserwartung senken. Mit Schlafmitteln sollte daher nicht nachgeholfen werden. Es empfiehlt sich hingegen laut der amerikanischen „National Sleep Foundation“, auf Koffein und Alkohol zu verzichten, um gut schlafen zu können. Weiterhin sollte eine entspannende Atmosphäre vor dem Schlaf geschaffen und dieser nachts in einem kühlen, dunklen Raum vollzogen werden.

Auch Nickerchen haben positive Effekte auf die Gehirnleistung, schrieben die Amerikaner Bryce A. Mander und Kollegen in der Zeitschrift „Current Biology“. In ihrer aktuell veröffentlichten Experimentalreihe wurden 27-jährige Frauen entweder einer Gruppe mit einem Mittagsschlaf oder einer Gruppe ohne diesen zugeordnet. Neben tagesüblichen Aktivitäten nahmen die Testpersonen mittags und abends an Lernversuchen teil. In diesen sollten die Frauen Namen und zugehörige Gesichter lernen und sich kurz darauf an diese Kombinationen erinnern. Es stellte sich heraus, dass die Lernfähigkeit nach dem Mittagsschlaf am Abend deutlich verbessert war. Im Vergleich dazu nahm die Merkfähigkeit der Frauen ohne Schlaf über den Tag ab. Um unsere Leistungsfähigkeit auf einem hohen Level zu halten, empfehlen sich also neben einem guten nächtlichen Schlaf auch kurze Nickerchen während des Tages.

Falls ihr Chef dagegen sein sollte – sie haben jetzt die Argumente auf ihrer Seite.


Foto: © Vitor Antunes/flickr.com

Kooperative Dickhäuter

Uns erlaubt erst die Fähigkeit der Kooperation mit anderen Personen, Bestleistungen zu vollbringen.

Das gilt laut aktuellen Berichten auch für die größten landlebenden Säugetiere auf unserem Planeten, den Elefanten. Vor allem aufgrund ihrer wuchtigen Körpermasse eröffnen sich kooperativ agierenden Elefanten ungeahnte Möglichkeiten. Joshua M. Plotnik und Kollegen schrieben in einer Veröffentlichung in der Zeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ über die Kooperationsfähigkeit von asiatischen Elefanten.
In ihrer Experimentalreihe mit zwölf Rüsseltieren mussten jeweils zwei Elefanten kooperieren, um an ihr Futter zu gelangen. Es wurden Futterschalen aufgestellt, die für die Dickhäuter nur mit Hilfe von Seilen erreichbar wurden. Nur mit einem koordinierten und gleichzeitigen Zug an zwei räumlich voneinander entfernten Seilen konnten die Rüsseltiere an den Inhalt der Schalen gelangen. Versuchte es ein Elefant alleine und zog daher an nur einem Seil, so ging er leer aus. Daher versuchten es die grauen Riesen nicht oft alleine sondern warteten, bis ein anderer mithalf. War nur ein Seil vorhanden, verzichteten die Elefanten angesichts des offensichtlichen Misserfolges sogar komplett auf einen Versuch an das Futter zu gelangen.

Zwei besonders kreative Elefanten machten es sich einfach. Einer stellte sich dazu lediglich mit seinem Fuß auf sein Seilende und ließ seinen Partner alleine aktiv ziehen. Dies war eine mögliche Strategie, an das Futter zu gelangen, an die vor dem Experiment nicht mal die Wissenschaftler dachten. Es bleibt jedoch unklar, ob die Elefanten diese Kooperation als solche begriffen haben. Sie könnten lediglich gelernt haben, dass es sich nur dann auszahlt, am Seil zu ziehen, wenn sie einen Artgenossen mit einem anderen Seil sehen.

Nichtsdestotrotz zeigen diese Ergebnisse, dass Kooperation es Tieren erlaubt, Aufgaben zu bewältigen, die sie alleine nicht schaffen können. Daher spielt diese Fähigkeit in der Evolution eine wichtige Rolle und hat sich wahrscheinlich schon lange bevor wir Teil dieser Welt wurden, im Tierreich etabliert.


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Der Werkzeugdschungel der Kapuzineräffchen

Wer behält noch den Überblick im Werkzeugdschungel, den man in Baumärkten vorfindet? Vor allem, wenn es um die Frage geht, welches Werkzeug für welchen Zweck am besten geeignet ist, scheiden sich die Geister.
Einfacher geht das bei Rückenstreifen-Kapuzineräffchen (Cebus libidinosus), wie Dorothy M. Fragaszy und Qing Liu in aktuellen Ausgaben von der Zeitschrift „Animal Behaviour“ berichten. Wilde Kapuzineräffchen müssen sich als Nahrungsquelle Palmnüsse erschließen, welche sehr harte Schalen haben.

Zum Öffnen dieser Nüsse suchen die Tiere sich die besten Werkzeuge aus – sie benutzen Steine als Hämmer und große Holzstücke mit Vertiefungen als Ambosse. Die besten Steine zum Bearbeiten der Nüsse sind schwer. Doch hochheben müssen die Äffchen die Steine zur Gewichtsbestimmung nicht, auch wenn ihr Volumen gleich ist. Es reicht zur zuverlässigen Bestimmung des Gewichtes aus, wenn sie die Steine herumrollen, betasten und beklopfen. Selbst kleine Gewichtsunterschiede von nur 35 Prozent können so unterschieden werden. Bei Ambossen fällt die Wahl den Kapuzineräffchen deutlich schwerer – die Form und Größe der Mulden auf größeren Holzstücken ist entscheidend für den Erfolg. Daher probieren die Tiere die verschiedenen Vertiefungen mit einer Nuss und einem Stein aus. Am besten geeignet sind Mulden, die groß und flach sind – auch wenn die Nüsse häufiger wegfliegen. Genau diese wurden von den Äffchen nach einer kurzen Testreihe bevorzugt.

Doch dieses Wissen bleibt vermutlich nicht nur dem Tester vorbehalten, andere Kapuzineräffchen beobachten ihn nämlich dabei. Bekommen sie selbst eine Nuss in die Hand, benutzen sie den letzten erfolgreich getesteten Amboss auch für ihre Zwecke. Der Dschungel voller potenzieller Werkzeuge zum Nussknacken wird so für Kapuzineräffchen übersichtlich.


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Ernährungsplanung bei Spinnen

Nicht nur Personen, die auf eine schlanke Linie aus sind, planen ihre Ernährung. Ein internationales Wissenschaftlerteam fand laut der Zeitschrift Proceedings of the Royal Society B heraus, dass auch Spinnen auf ihre Nahrungszusammensetzung Wert legen.

Unter der Leitung von Dr. Kim Jensen wurden Experimente durchgeführt, in welchen jagende Wolfsspinnen (Pardosa prativaga) zwischen eher fettreichen oder eiweißreichen Fruchtfliegen wählen konnten. Solang es die Möglichkeit gab, zwischen den Fliegen zu wählen, stellten sich die Spinnen ein ausgewogenes Menü aus Fetten und Eiweißen zusammen. Waren jedoch die Möglichkeiten zum Beutefang begrenzt, wurde auf eine konstante Fettversorgung geachtet, unabhängig davon, wie viele Eiweiß sie dabei aufnehmen mussten.

Spinnen können also ein gesundes Leben führen, indem sie ihre Beute nach den Ansprüchen ihren Körpers auswählen – fehlernährte Tiere würden in der Natur kaum Überlebenschancen haben.


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Substratgeruch fördert Fischaktivität

Fische können gut riechen. Diese Fähigkeit kann man sich beim Aufbau von minimalistischen Laborexperimenten zugute machen. Eine aktuelle Studie von mir, die in Aquatic Biology publiziert wurde, zeigt, dass Substrat Stoffe an das Wasser abgibt, die von Fischen erkannt werden können. Für dieses Experiment wurden Smaragdprachtbuntbarsche (Pelvicachromis taeniatus) benutzt. Wasser wurde mit Substrat behandelt und ohne dieses in minimalistisch eingerichteten Aquarien verwendet. Anschließend wurde die zurückgelegte Distanz der Fische in diesem Wasser über einen Zeitraum von zwei Stunden ermittelt. Es stellte sich heraus, dass die Fische in dem mit Substrat behandelten Wasser deutlich aktiver waren als in Leitungswasser. Auch haben Männchen dieses Buntbarsches im mit Substrat behandelten ihre Aktivität über die Zeit gesteigert, während Männchen im Leitungswasser und Weibchen dies nicht machten. Das Substrat hat keine Wasserparameter verändert und es wird daher angenommen, dass der Geruch alleine diese Antwort hervorruft.

Die vorläufig publizierte Zusammenfassung dieser Publikation könnt ihr hier abrufen. An gleicher Stelle könnt ihr später auch die fertige Publikation erwerben, in dieser werdet ihr weitaus mehr Details zur Thematik und zum Versuch sowie aussagekräftige Grafiken vorfinden.

Diese Erkenntnisse sind meines Erachtens nach nicht nur für die Wissenschaft wichtig, sondern auch für den Aquarianer. Oft werden Becken ohne Einrichtung verwendet, um die Fische in Quarantäne zu halten oder um sie ablaichen zu lassen. Der Einsatz von solchen Becken bedeutet für die Fische oft Stress, kann aber manchmal nicht vermieden werden. Jedoch könnte man durch den Einsatz der oben beschriebenen Methode das Wohlgefühl der so gehaltenen Fische fördern. Eventuell lässt sich dadurch der stressbedingte Ausbruch von Krankheiten verhindern oder der Fortpflanzungserfolg fördern. Probiert es einfach mal aus – schaden kann es den Fischen nicht. Und wenn ihr dadurch Erfolge verzeichnen könnt – bitte meldet euch, ich freue mich über Zuschriften.

Viel Spass und Erfolg beim Ausprobieren!