Die Stielaugenfliegen (Diopsidae) sind eine Familie der Zweiflügler (Diptera). Sie werden zu den Fliegen (Brachycera) gezählt. Weltweit sind ca. 160 Arten bekannt, die in den tropischen Regionen Afrikas, Südamerikas und Indien leben. Nur eine Art, Sphyracephala brevicornis, ist in der gemäßigten Zone Nordamerikas anzutreffen.
Das Hauptmerkmal der Stielaugenfliegen sind die namensgebenden Augen, die auf langen Stielen seitlich am Kopf sitzen. Dies dient zur besseren räumlichen Wahrnehmung und zur Orientierung. Die Männchen weisen längere Stiele auf als die Weibchen, im linken Bild sieht man oben ein Weibchen, unten ein Männchen.
Die großen Sehfelder der Komplexaugen der malayischen Stielaugenfliege überschneiden sich 3–4 mm vor den Augen. Eine Entfernungswahrnehmung von Objekten, die sich in den Sehfeldern beider Facettenaugen befinden, ist deshalb sehr wahrscheinlich.
Interferometrische Messungen am Cyrtodiopsis-Auge führten zu gleichen Brechungsquotienten für die Ommatidienstrukturen wie bei Calliphora erythrocephala. Die geometrischoptischen Berechnungen ergaben für den dioptrischen Apparat des Ommatidiums im Cyrtodiopsis-Auge eine objektseitige Brennweite von 29 µm. Hieraus und aus den Durchmessern der Rhabdomeren-Kappen — sie liegen in der Brennebene — resultieren die Öffnungswinkel von 2,5° für die Rhabdomere 1–6 und von 1,6° für das 7. Rhabdomer. Diese Öffnungswinkel sind kleiner als die der Ommen, die bei 8,8° liegen. Im einzelnen Ommatidium kann eine höhere Auflösung erzielt werden, da die Beugungsscheibe jeweils nur eine Kappe bedeckt.
Hinzu kommen die Vorderbeine, die als Greiforgane ausgebildet sind und von den Männchen bei der Kopulation eingesetzt werden.
Gerald Wikinson (Universität von Maryland) entdeckte, dass die männlichen Stielaugenfliegen mit kurzen Augenstielen bei der Paarung überwiegend weiblichen Nachwuchs produzieren. Wie sich kürzlich zeigte, tragen sie auf ihren X-Geschlechtschromosomen ein „selbstsüchtiges“ Gen, das durch Manipulation des Geschlechts der Nachkommen seine maximale Ausbreitung sichert. Es befindet sich neben der Erbanlage für die kurzen Augenstiele und wird daher mit mit ihr zusammen vererbt. Indem Weibchen Bewerber mit diesem Merkmal ablehnen, vermeiden sie also so das betrügerische Gen.
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